„Wann erhalten Eupen, die Umgebung und der Raum Bütgenbach-Büllingen endlich eine Musikschule?“
„Wie können Interessenten für diese Idee gewonnen werden, damit sie auch tatsächlich verwirklicht wird?“
Aus diesen beiden Gedanken entstand der Wunsch nach Verwirklichung bei zwei Musikfreunden: der mittlerweile verstorbene Journalist Willy Timmermann, damals Sekretär des V.E.R. (Verband der Elternräte der Gemeindeschulen und freien Schulen des deutschen Sprachgebietes) und Musiklehrer Paul Derwahl. In Zusammenarbeit mit Födekam (Verband der Musik- und Gesangvereine), FAPEO-Ost (Verband der Elternvereinigungen an den Staatsschulen), V.E.R. und dem Kulturamt wurde im Mai 1971 ein sorgfältig ausgearbeiteter Fragebogen an 6.000 Schülerinnen und Schüler in den damaligen Gemeinden Eupen, Hergenrath, Hauset, Eynatten, Raeren, Walhorn, Lontzen, Kettenis, Elsenborn, Bütgenbach, Rocherath und Manderfeld ausgeteilt.
Das Echo war unerwartet groß: insgesamt 1.983 Schüler bzw. Eltern forderten die Einrichtung einer Musikschule und gaben konkret an, welches Musikinstrument oder welche Vokalausbildung ihr Kind wünschte. Aus den Schulen in der Stadt Eupen gingen 951 Ja-Antworten ein, aus den Eupener Landgemeinden 301 Ja-Antworten, aus dem Eifeler Raum 731 Ja-Antworten. Die Zahl der Interessenten betrug für Klavier 290 – Gitarre 384 – Orgel 21 – Akkordeon 113 – Mandoline 40 – Trompete 73 – Klarinette 54 – Flöte 118 – andere Blechblasinstrumente 39 – Schlagzeug 56 – Geige 24 – Melodika 44 – Gesang/Notenlehre 915 – spezialisierter Gesang 76 und… Alphorn 2!! Zahlreiche Schüler(innen) drückten den Wunsch aus, wenigstens zwei Fächer zu belegen.
Politische Beschlüsse
Die offiziellen Stellen, d.h. das Kulturamt (der damalige Sonderbeauftragte des Ministers für französische Kultur, spätere RDK-Präsident und Bezirkskommissar Johann Weynand unternahm die notwendigen Schritte in Brüssel), der Eupener Stadtrat unter Bürgermeister Reiner Pankert (er fasste einen prinzipiellen Beschluss zur Eröffnung einer Musikschule am 1. September 1971) und die Verantwortlichen im Ministerium zeigten sich von der großen Zahl der interessierten Schüler tief beeindruckt. Inzwischen wandten sich die Elternverbände mit Aufrufen an die Musikvereine und die im deutschen Sprachgebiet tätigen Musiker, um Musiklehrer für die neue Schule anzuwerben.
Am 23. Mai 1972 ernannte der Eupener Stadtrat Paul Derwahl zum Direktor der neuen „Musikakademie Eupen-Bütgenbach“ sowie Frau Anny Marichal-Veiders zur Sekretärin. Am 1. September 1972 nahm die erste selbständige Musikschule im deutschen Sprachgebiet Belgiens, die Musikakademie Eupen-Bütgenbach, als Schule 2. Kategorie, den Unterricht mit 350 Schülern und 17 Lehrpersonen auf.
Die ersten Fächer waren Notenlehre (Pflichtfach), Violine, Orgel, Klavier, Gitarre, Flöte, Klarinette, Trompete, Posaune, Schlagzeug, Gesang. Zu den ersten Lehrpersonen gehörten A. Brauwers (Klarinette), Frau Nyssen-Duchesne (Klavier), R. Paulus (Trompete), B. Pierreuse (Flöte), H. Reinertz (Notenlehre), H.-G. Reinertz (Orgel) und Frau S. Clarizia-Schmeder (Gitarre). Abteilungen der Schule entstanden in Bütgenbach, Weywertz, Elsenborn, Nidrum, Rocherath, Hünningen einerseits, in Eynatten und Raeren andererseits. Bereits nach einem Jahr intensiver Tätigkeit und nach eingehender Begutachtung durch Inspektor Vandermaesbrugge wurde die Schule in die 1. Kategorie eingestuft.
Heute ist die Akademie aus dem kulturellen Leben Ostbelgiens nicht mehr wegzudenken und zum Zentrum für Musikausbildung, Sprache und Tanz geworden.